Es geht hierbei um das Phänomen, dass Menschen die Amputation von Körperteilen wünschen, obwohl diese völlig gesund und funktionsfähig sind. Die Betroffenen verspüren den starken und anhaltenden Wunsch nach Amputation eines gesunden Körperteils. Sie können sich mit ihrem gesunden, vollständigen Körper nicht identifizieren und fühlen sich fremd in der eigenen Haut. Betroffene erklären z.B., sie fühlten sich „wie ein Amputierter mit zwei natürlichen Prothesen.“ Die Seele fühle sich „zu einem Körper mit nur einem Bein, ohne Beine oder mit bestimmten Lähmungen gehörig“, wogegen „der Körper … dieser inneren Wirklichkeit nicht“ entspreche. Die Diskrepanz zwischen dem Selbstbild der Betroffenen als dem eines Amputierten und der tatsächlichen unversehrten körperlichen Verfassung kann zu schweren psychischen Leiden führen, die sich in Depressionen, Suizidgedanken und Selbstverstümmelungen manifestieren. Berichtet wird von Selbstamputationsversuchen durch Schussverletzungen oder Kettensägen, Schädigung mit Trockeneis u.ä. Vorstufe solcher Handlungen ist oft das sog. Pretending, bei dem Betroffene eine Amputation simulieren, indem sie z.B. eine Gliedmaße abbinden und sich Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Rollstuhl bedienen.
Über die Ursachen herrscht in der medizinischen und psychologischen Wissenschaft noch keine Gewissheit, was sich auch in den unterschiedlichen Definitionen der Störung wiederspiegelt. Es bestehen psychologische, psychiatrische und neurologische Erklärungsansätze. Als am wahrscheinlichsten wird ein multifaktorielles Erklärungsmodell diskutiert, das neurobiologische, biosoziale und psychologische Faktoren mit einbezieht.
An der am 14.03. und 15.03.2013 an der Universität Zürich stattfindenden Tagung „Xenomelie oder der Wunsch nach Amputation“ werden zahlreiche namhafte Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern als Referenten teilnehmen und hierbei unter anderem neueste Forschungsergebnisse präsentieren. [weitergehende Informationen]
Unter diesem Link können die Präsentationsfolien eingesehen werden.
RA Andreas Manok LL.M. (Fachanwalt für Medizinrecht und Arbeitsrecht) hat das kontrovers diskutierte Thema Xenomelie aus der rechtswissenschaftlichen Perspektive betrachtet und seine Erkenntnisse in den Leipziger Juristischen Studien unter dem Titel "Body Integrity Identity Disorder: Die Zulässigkeit von Amputationen gesunder Gliedmaßen aus rechtlicher Sicht" veröffentlicht.
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Dörlinger André (Montag, 27 März 2017 23:30)
Xenomelia = von lat. "Xeno" = "Fremd" und "melia"= besser ("melius est" = es ist besser) = Fremd >Anders sein ist besser, Die (geistige)Sucht, Körper(teil) völlig abzuändern..
Für normal Aussenstehende nicht nachvollziehbar > Ach, es gibt doch nichts, was es nicht gibt!!" Aber eben, wer von qualifizierter Sucht befallen, lässt alle Vernunft abprallen.
Also ein Fall a u c h für den Seelenklempner.